Die philosophisch-politische Bildung an der Volkshochschule Dresden geht in die zweite Runde! Passend zum Semesterthema "Chaos" werden gesellschaftliche Antworten auf die Unklarheiten des Lebens beleuchtet - von religiösen und politischen Führern bis hin zum Konzept radikaler Eigenverantwortlichkeit.
An fünf Abenden und einem Samstag können Interessierte philosophische Luft schnuppern und in verschiedene Themenkomplexe einsteigen. Die Veranstaltungen können unabhängig voneinander besucht werden, setzen keine philosophischen Vorkenntnisse voraus und werden als politisches Bildungsangebot gefördert, sodass die Teilnahme für Sie kostenlos ist!
Der Ruf des Führers
Philosophische Betrachtungen zum Streben nach Autorität
Laut einer repräsentativen Umfrage des Else-Frenkel-Brunswik-Instituts wünscht sich rund ein Drittel der Ostdeutschen einen starken Führer und hält unter bestimmten Umständen eine Diktatur für die bessere Staatsform. Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass autoritäre Sehnsüchte in Teilen der Bevölkerung nach wie vor eine Rolle spielen. Doch was bedeutet „Autorität“ überhaupt – und warum begeben sich Menschen freiwillig in autoritäre Strukturen?
In diesem Workshop werden zentrale Theorien von Gustave Le Bon, Erich Fromm und Detlef Oesterreich einander gegenübergestellt und diskutiert, um zu verstehen, warum Menschen sich nach Führung sehnen, welche Dynamiken autoritären Beziehungen zugrunde liegen, welche Gefahren sie bergen – und wie eine kritische Auseinandersetzung zur Emanzipation beitragen kann.


Oh Gott, bring Ordnung in das Chaos!
Religion und Religionskritik im Lichte der Aufklärung
Religion kann Halt, Orientierung und Seelenruhe geben – sie kann den Menschen jedoch auch ohnmächtig gegen Unterdrückung und innere Dämonen werden lassen oder sogar in Form des religiösen Extremismus selbst für Gewaltaufrufe missbraucht werden.
In diesem Workshop soll erörtert werden, welche Bedürfnisse durch Religiosität erfüllt werden. Sodann wird mithilfe religionskritischer Philosophien das Verhältnis von Religion und Aufklärung infrage gestellt. Kann ein kritisch denkender Mensch und mündiger Bürger sich gleichzeitig in den gütigen Händen Gottes wägen?
"Wer sind diese Trans*Menschen?"
Einblick in die Vielfalt von Geschlechtlichkeit und sexueller Orientierung
Regenbogenflaggen, der Christopher Street Day oder der Pride Month – sie stehen für Sichtbarkeit und gesellschaftliche Anerkennung queerer Lebensrealitäten. Begriffe wie „homosexuell“ oder „lesbisch“ sind vielen vertraut – doch wenn es um Konzepte wie „nichtbinär“ oder „transgender“ geht, herrscht oft noch Unsicherheit.
In diesem Workshop soll daher unbefangen und ohne die Voraussetzung von Vorkenntnissen über die verschiedenen geschlechtlichen Identitäten und sexuellen Orientierungen aufgeklärt werden, um um einen verständlichen Überblick über die vielfältigen Begriffe und Konzepte zu ermöglichen. Dabei werden verschiedene Dimensionen von Geschlechtlichkeit beleuchtet – von biologischen Merkmalen bis hin zu persönlichen Ausdrucksformen.Ausgestattet mit diesem Fachwissen können im Anschluss auch kritische Fragen rund um das Thema LGBTQIA+ diskutiert werden.


Reden wir mit- oder gegeneinander?
Auf der Suche nach den Gründen verfahrener Diskussionen
Ob Klimawandel, Flüchtlingskrise oder Corona-Pandemie – bestimmte Themen führen in Gesprächen mit Familie, Freundinnen und Freunden oft zu hitzigen Konflikten. Mitunter fühlt es sich an, als würde man gegen eine Wand reden oder als würde der andere in einer vollkommen anderen Welt leben. Warum entstehen diese Kommunikationsbarrieren und wie lassen sie sich überwinden? Im Rahmen des Workshops wird anhand praktischer Beispiele beleuchtet, wie psychologische Mechanismen und Argumentationsstrukturen zu verfahrenen Diskussionen führen können. Ziel ist es, ein besseres Verständnis für solche Dynamiken zu entwickeln und Lösungsansätze zu erarbeiten, damit wir wieder miteinander sprechen.
Toleranz hat Grenzen!
eine Analyse eines vielgebrauchten Begriffs
Wer die Forderung nach Toleranz hört, der denkt wahrscheinlich an Regenbögen, Menschen, die sich an den Händen halten, und ganz viel Harmonie – oder an Chaos, Konflikte und die Zersetzung gesellschaftlicher Normen. Toleranz scheint also notwendige Tugend in einer pluralistischen Gesellschaft zu sein und gleichzeitig Brandbeschleuniger für den Verfall von Werten.
Wie sich dieser Widerspruch auflösen lässt, soll in diesem Workshop anhand des Toleranzkonzeptes von Rainer Forst erörtert werden. Dabei wird anhand aktueller gesellschaftlicher Konfliktthemen diskutiert, wo genau die Grenzen der Toleranz liegen.


"Man hat den Krieg, den man verdient."
Die Existenzphilosophie Sartres als Gegenentwurf zum machtlosen Bürger
„Man hat den Krieg, den man verdient“, schreibt der Franzose Jean-Paul Sartre 1943 im Angesicht des Zweiten Weltkriegs. Es ist ein brutales Urteil, eines, das uns auch in Betracht der heutigen Kriege ungerecht und undifferenziert erscheinen mag. Doch vor allem ist es ein Urteil, das einer Philosophie entspringt, die dem Menschen eine Freiheit und Macht zuschreibt, von der er vielleicht nicht einmal zu träumen wagte.
In diesem Workshop wird den Teilnehmenden die Philosophie des Existentialismus, vor allem Sartres, nähergebracht und unter dem Blickwinkel diskutiert, wie viel Freiheit und damit auch Verantwortung das Individuum in einer Gesellschaft trägt, die von Arbeitsteilung und Führungsebenen durchzogen ist.